Fingerhut– Naturheilkunde
Heilpflanzen
Vom Fingerhut gibt es rund 25 Arten, die in Europa, Nordafrika und Westasien verbreitet sind. Bei uns wächst überwiegend der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea).
Der Fingerhut wird gerne als Zierpflanze in Gärten angebaut. Er kommt aber auch häufig wild vor. Hier bevorzugt er vor allem Waldlichtungen und Kahlschläge.
Doch Vorsicht! Digitaloide sorgen dafür, dass Roter Fingerhut giftig ist. Trotz der starken Giftigkeit gelten diese Digitaloide als die besten herzstärkenden Mittel.
In der Antike und dem frühen Mittelalter war die heilkräftige Wirkung des Fingerhuts nicht bekannt. Da lag wohl daran, dass der Fingerhut eher eine Pflanze des Nordens ist, als eine Pflanze Südosteuropas.
Bild: pixabay website5
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Weitere volkstümliche Namen der Pflanze lauten
Der Fingerhut ist unter weiteren volkstümlichen Namen bekannt. So zum Beispiel unter den Namen:
- Fingerkraut
- Schwulstkraut
- Fuchskraut
- Frauen-Handschuh
- Handschuhkraut
- Waldglöckchen
- Platzblume
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Fingerhut – Pflanzenbeschreibung
Heimisch ist der Fingerhut in Europa. Er bevorzugt kalkfreie Böden und wächst vor allem auf Waldlichtungen, an Waldrändern und auf Kahlschlägen.
Der Fingerhut ist eine zweijährige Pflanze und wächst bis zu zwei Meter hoch.
Im ersten Jahr bildet die Pflanze eine Blattrosette mit großen spitzovalen Blättern aus. Im zweiten Jahr treibt die Pflanze aus der Pfahlwurzel einen bis zu zwei Meter hohen Stängel aus. Dieser Stängel trägt kleine wechselständige Blätter. Die Blüten sind purpurrot und hängen an einer Seite des Stängels. Sie bilden eine Art Form, die an einen Fingerhut erinnert. Das gab der Pflanze auch den Namen.
Die Ausrichtung der Blüten geht immer in Richtung der Sonne.
Im Jahr 2007 war der Fingerhut die Giftpflanze des Jahres.
Verbreitet ist in Mitteleuropa auch der gelbe Fingerhut. Er ist jedoch seltener verbreitet als der rote Fingerhut.
Seine Wirkung und Giftigkeit stehen dem roten Fingerhut jedoch in nichts nach.
Die Blüten des gelben Fingerhuts sind meist kleiner als die des roten Fingerhuts.
Überwiegend wächst der gelbe Fingerhut in Ungarn und anderen Ländern Südosteuropas.
Der Fingerhut gehört zur Pflanzenfamilie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae).
Fingerhut – Geschichte
In der Antike sowie im frühen Mittelalter waren die Heilwirkungen des Fingerhuts nicht bekannt. In der Volksheilkunde in Mittel-, West- und Nordeuropa waren die Wirkungen des Fingerhuts bekannt und wurden von Heilkundigen nach und nach übernommen.
Früher wurden Extrakte des Fingerhuts in England und Irland zum Beispiel gegen Bronchitis oder Schwindsucht eingesetzt.
1775 wurde die spezielle Heilwirkung gegen Wassersucht und Herzprobleme vom englischen Arzt William Withering entdeckt.
Heute werden jedoch fast nur noch synthetische Nachbauten der Digitalisglykoside in standardisierten Medikamenten verwendet.
Fingerhut - Verwendete Pflanzenteile
Medizinisch verwendet werden die Blätter der Heilpflanze. Aber Vorsicht! Grundsätzlich sind alle Bestandteile vom Roten Fingerhut giftig, jedoch sind vor allem in Stängel und Blättern die giftigen Digitaloide konzentriert. Weil aber alle Pflanzenteile stark bitter schmecken, kommt es glücklicherweise nur selten zu Vergiftungen.
Schon der Verzehr von zwei bis drei Blättern kann für Erwachsene tödlich enden, warnt die Informationszentrale gegen Vergiftungen des Universitätsklinikums Bonn.
Fingerhut - Inhaltsstoffe
Der Fingerhut enthält in sämtlichen Pflanzenteilen ein Gemisch aus rund 30 unterschiedlichen herzwirksamen Glykosiden, von denen das Digitoxin heute als Reinsubstanz in der Behandlung der Herzinsuffizienz und bestimmter tachykarder Herzrhythmusstörungen (zu schneller Herzschlag) von Bedeutung ist. Extrakte aus der Pflanze selbst werden nicht verwendet, da die Wirkungen kaum exakt vorhersehbar sind.
Die Heilpflanze enthält folgende Inhaltsstoffe:
Digitalis-Glykoside, Digitoxin, Herzaktivierende Glykoside, Acetylcholin, Cholin, Gallussäure, Gitaloxigenin, Gitoxin, Inositol, Saponine, Schleim
Fingerhut – Heilwirkung
Die hochgiftige Heilpflanze wirkt bereits in geringen Mengen tödlich. In den Händen erfahrener Ärzte kann sie aber auch bei Herzschwäche eingesetzt werden. Dann wirkt sie:
- herzstärkend
- herzschlagverlangsamend und
- tonisierend
Fingerhut - Anwendungsbereiche
Bei Selbstanwendung ist zu beachten: Achtung! Stark giftig. Nur in verschriebenen Fertigpräparaten oder homöopathisch anwenden.
- Herzschwäche
- Herzrasen
- Herzrhythmusstörungen
- Angina pectoris
- Ödeme
Fingerhut – Nebenwirkungen
Zu den Symptomen einer Vergiftung durch Roten Fingerhut zählen bereits kurz nachdem das Gift in den Organismus gelangt ist, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Außerdem können schwere Herzrhythmusstörungen sowie zentralnervöse Sehstörungen, Delirium und Halluzinationen auftreten. Im äußersten Fall kann der Tod durch Herzstillstand eintreten.
Kommt es zu einer Vergiftung, muss sofort der Rettungsdienst verständigt werden (Tel.: 112).
Fingerhut - Anwendung
Angeboten wird der Fingerhut in der Homöopathie unter dem Namen „Digitalis" meistens in den Potenzen D6 bis D12. In diesen Potenzen ist der Fingerhut nicht mehr giftig.
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Verwendet wird Digitalis in der homöopathischen Zubereitung gegen Herzerkrankungen und deren Folgen. So wird er auch gegen Wassersucht und Kurzatmigkeit verwendet.
Man kann ihn aber auch gegen Migräne, Schlafstörungen, Erschöpfung und Prostatabeschwerden verwenden.
Der Fingerhut ist so giftig, dass er auf keinen Fall im Rahmen einer Selbstmedikation angewendet werden sollte. Schon der Verzehr von zwei Blättern kann zum Tode führen!
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