Tuberkulose – hemmt ein Pilzwirkstoff den Erreger?
Symptome
Tuberkulose ist eine Krankheit, an die heute kaum noch jemand denkt. Aber Tuberkulose ist immer noch weltweit ein Problem. Besonders gefährlich ist dabei die zunehmende Zahl an multiresistenten Stämmen des Tuberkulose-Erregers. Die auch noch heute überwiegenden Wirkstoffe wurden schon in den 1970 Jahren entwickelt, so dass der Erreger Zeit hatte, gegen diese Resistenzen zu entwickeln. Die Tuberkulose stellt aber auch heute noch eine beträchtliche Gesundheitsgefahr dar. So wurde in letzter Zeit verstärkt versucht, neue Wirkstoffe gegen Tuberkulose zu entwickeln.
Nun hat ein Wissenschaftsteam des Graduiertenkollegs GRK 2158 der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf einen neuen Wirkstoff entdeckt, der den wichtigsten Tuberkulose-Erreger Mycobacterium tuberculosis auf effektive Weise stoppen kann.
Inhalt
Unterschieden wir in zwei multiresistenten Stämme
Neue Forschung gegen den Tuberkulose-Erreger (Mycobacterium tuberculosis)
Unterschieden wir in zwei multiresistenten Stämme
- in Bakterienstämme, die gegen Antibiotika der ersten Generation resistent sind, das sind sogenannte MDR oder multi-drug-resistant strains und
- in Bakterienstämme, die bereits gegen die erste Generation der Antibiotika und gegen verschiedene Wirkstoffe der zweiten Generation, das sind XDR oder extensively drug resistant strains, resistent sind.
Gerade Stämme der zweiten Generation sind häufig gegen alle zurzeit erhältlichen Wirkstoffe resistent und daher kaum zu bekämpfen.
Bild: pixabay website5
Neue Forschung gegen den Tuberkulose-Erreger (Mycobacterium tuberculosis)
Das Problem ist, dass es in den vergangenen Jahrzehnten kaum nennenswerte Fortschritte gab, einen neuen Wirkstoff zu entwickeln, das geschah meist aus Gründen der Wirtschaftlichkeit. Zudem ist die Therapie der Tuberkulose sehr aufwendig und teuer. So kam es dazu, dass vor allem in ärmeren Ländern die Antibiotika nicht lange genug gegeben wurden und so der Erreger eine Resistenz bilden konnte. So kam das Forscherteam des Graduiertenkollegs GRK 2158 der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf auf die Idee, den Tuberkulose-Erreger auch mit anderen Mitteln zu bekämpfen, die nicht zu den Antibiotika gehören. Sie versuchten einfach den Erreger auf andere Weise anzugreifen (Mycobacterium tuberculosis).
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Sie arbeiteten unter anderem mit dem Pilz Mucor irregularis. Dieser Pilz stammt aus der Heilpflanze Moringa stenopetala, die ein Doktorand aus seiner Heimat Kamerun mit nach Deutschland nahm.
Der neu entdeckte Wirkstoff Chlorflavonin stammt aus dem Pilz, einem endophytisch lebenden, das heißt im inneren der Pflanze lebend.
Die Experimente mit diesem Wirkstoff zeigten sehr schnell, dass er einen wachstumshemmenden Effekt gegen den virulenten (ansteckenden) Stamm H37Rv des Tuberkulose-Erregers Mycobacterium tuberculosis sowie gegen vier XDR-Isolate hatte.
Zudem konnte Chlorflavonin, verwendet mit gebräuchlichen Antibiotika, für eine Tuberkulosetherapie insgesamt die Wirksamkeit erhöhen. Außerdem konnte Chlorflavonin die Resistenzbildung des Tuberkulose-Erregers gegen diese Antibiotika effektiv unterbinden.
Zudem zeigten die Cytotoxische Tests keine negativen Auswirkungen an menschlichen Zellen und andere pathogene Bakterien wurden vom Wirkstoff nicht beeinträchtigt.
Nach Aussage von Wissenschaftlern ist Chlorflavonin ein guter Kandidat, für die Behandlung einer Tuberkulose. Wichtig dabei ist, seine Wirksamkeit gegen die XDR-Stämme in Kombination mit klassischen Antibiotika. Zudem kann Chlorflavonin möglicherweise die Therapie deutlich verkürzen.
Tuberkulose
Verursacht wird die Tuberkulose durch Mykobakterien und hier vor allem durch das von Robert Koch im Jahr 1882 entdeckte Mycobacterium tuberculosis. Der Erreger siedelt sich überwiegend in der Lunge an, wo er zu Einschmelzungen des Gewebes (Kavernen) führen kann. Sollten die Besiedlungsherde Anschluss an die Atemwege bekommen und die Bakterien ausgeatmet werden können, wird von offener, also ansteckender Tuberkulose gesprochen. Die Tuberkulose ist mit speziellen Antibiotika heilbar. Hierfür ist aber eine Kombinationstherapie erforderlich, die mehrere Monate dauert. Probleme bereiten die (multi) resistenten Tuberkuloseerreger, die gegen eines oder mehrerer der gängigen Antibiotika resistent sind.
Die Tuberkulose gilt als folgenschwerste bakterielle Infektionskrankheit der Welt. Die Krankheit zählt zu den 10 häufigsten Todesursachen der Welt. Allein im Jahr 2016 starben 1,7 Millionen Menschen an einer Infektion mit dem Erreger Mycobacterium tuberculosis. Nach Schätzungen der WHO haben sich im Jahr 2016 ca. 10,4 Millionen Menschen mit dem Erreger angesteckt.
Die Krankheit wird unter Fachleuten auch als Armutskrankheit bezeichnet, da sie vor allem in strukturschwachen Regionen in Afrika, Osteuropa und Zentralasien verstärkt vorkommt.
So wurden zwei Drittel der Neuinfektionen in Indien, Indonesien, China, Pakistan, Nigeria, Südafrika und auf den Philippinen gemeldet.
In Deutschland registrierte das Robert-Koch-Institut 2009 insgesamt 4.440 Infektionen. Aber die Infektionen haben sich in den vergangenen Jahren laufend erhöht. So gab es im Jahr 2015 5.852 Infektionen und ein Jahr später 5.915.
Die Wissenschaftlerin Lena Fiebig, vom RKI, sagt zwar, dass es einen Zusammenhang mit der aktuellen Zuwanderung gibt, sagt aber auch, dass Migration nicht die Ursache von Tuberkulose ist. Es ist das Bakterium, ergänzt sie.
August 2018
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Bitte beachten Sie: Die hier gefundenen Informationen ersetzen keinen Arztbesuch. Wenden Sie sich bei Krankheiten und Beschwerden an einen Homöopathen oder Arzt.